Netzwerk Kontext Familienpsychiatrie, Jugend- und Familienhilfe

Ist ein Familienmitglied erkrankt, wirkt das auf das gesamte Familiensystem. Leidet ein Elternteil an einer psychischen Erkrankung oder Suchterkrankung wirkt sich dies auf Kinder in der Familie aus. Keine neue Erkenntnis für Systemiker*innen!

Corona-Maßnahmen belasten Familienalltag

Familien sind durch die Corona-Maßnahmen sehr unter Druck geraten: Schul- und Kitaschließung, Kontaktbeschränkungen und Lockdowns belasten den Familienalltag. Dies gilt für alle Familien, besonders jedoch für Kinder psychisch erkrankter Eltern. Dazu kommen immense Nebenwirkungen, welche die Pandemie mit sich bringt: soziale Ungleichheit, Familienkonflikte, Suchtgefahr oder finanzielle Engpässe. Dies verdeutlichte PD Dr. med. Rieke Oelkers-Ax, in einem eindrücklichen Onlinevortrag, zu welchem das Netzwerk Kontext Familienpsychiatrie, Jugend- und Familienhilfe eingeladen hatte.

Ist ein Elternteil erkrankt, erfordert dies für gewöhnlich Hilfen, die von einer Fachdisziplin allein nicht abgedeckt werden können. Aber ist nicht gerade dies eine Kernkompetenz von Systemiker*innen? Sind wir nicht geübt in interdisziplinärem und fallübergreifendem Denken und Arbeiten?

Grenzen des Möglichen und des Machbaren

Erforderlich sind aufeinander abgestimmte Hilfen und Leistungen, insbesondere aus der Kinder- und Jugendhilfe und dem Gesundheitswesen. Für uns eine Selbstverständlichkeit, da wir als Systemiker*innen auf innerfamiliäre und kontextuelle Wechselwirkungen blicken. Häufig widerspricht dies aber den Logiken und Rechtsgrundlagen des Gesundheitswesens und der Jugendhilfe. Auch unterschiedliche Arbeitsweisen, Strukturen und Finanzierungsgrundlagen sowie historisch gewachsene Grenzen in Köpfen und zwischen Professionen zwingen häufig den Blick auf die Einzelperson als „Patient oder Patientin“ oder „Symptomträger und Symptomträgerin“ und verhindert „Hilfen aus einer Hand“ oder einen gut strukturierten, aufeinander abgestimmten Hilfeprozess. Wir stoßen auf Grenzen des Möglichen und des Machbaren.

Vorschläge zur Verbesserung der Situation, welche auf Umsetzungsmöglichkeiten warten, haben wir einige. Gerade hierzu bietet das Netzwerk eine reiche Perspektive an Austausch- und Vernetzungsmöglichkeiten.

Betroffenenperspektiven sichtbar machen

Während Birgit Averbeck, DGSF-Referent*in des Bereichs Jugendhilfe, auf bundespolitischer Bühne laut mahnt, hat sich das Netzwerk Kontext Familienpsychiatrie, Jugend- und Familienhilfe in den letzten Wochen und Monaten zur Aufgabe gemacht, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie wir Betroffenenperspektiven hören, sammeln und sichtbar machen können. Welche Rahmenbedingungen braucht es, um die Stimme von Betroffenen in politische und gesellschaftliche Entscheidungsprozesse einzubringen?

Gemeinsam wollen wir innerhalb und außerhalb des Netzwerkes das Thema sichtbar machen und den Blick auf die Familie als Gesamtsystem stärken.

Netzwerktermine im Jahr 2023

Im Jahr 2023 trifft sich das Netzwerk Kontext Familienpsychiatrie, Jugend- und Familienhilfe am 28. Februar, 25. April, 20. Juni, 26. September sowie am 28. November. Bei Interesse melden Sie sich gerne per Mail.

Ansprechpartnerinnen:
Birgit Averbeck und Carla Ortmann
E-Mail: netzwerk-familienkontext|at|dgsf.org