Abschaffung von ICD und DSM

Kontext 2/2013

Seine Begründung für die Abschaffung von ICD-10 und Co.: Psychiatrische Diagnosen sind nicht valide. Die Anwendung psychiatrischer Diagnosen verstärkt Stigmatisierung. Psychiatrische Diagnosen helfen nicht bei der Wahl der Behandlungsstrategie. Die Langzeitprognosen psychischer Störungen haben sich verschlechtert. Anderen Kulturen werden westliche Vorstellungen psychischer Gesundheit und Krankheit aufgezwungen. Alternative evidenzbasierte Modelle für eine effektive Neuausrichtung der psychosozialen Versorgung stehen zur Verfügung.

Zum vollständigen Text im Systemagazin: www.systemagazin.de/bibliothek/texte/Timimi-No-More-Psychiatric-Labels.pdf

Zum Hintergrund erläutert Tom Levold im Systemagazin: "Die Kritik an formalen psychiatrischen Diagnosesystemen wie DSM und ICD ist in den vergangenen Monaten anlässlich der im Mai veröffentlichten Version V des DSM von der Peripherie sozialwissenschaftlicher Beobachtung hinein in das medizinische System getragen worden. In England hat sich ein Netzwerk kritischer Psychiater gebildet, das eine informative und umfangreiche Webpräsenz aufgebaut hat, geleitet von Joanna Moncrieff und Hugh Middleton. In diesem Kontext ist auch Sami Timimi zu finden, ein Kinder- und Jugendpsychiater, der mit guten medizinischen Gründen die Abschaffung von Diagnosesystemen fordert. Im aktuellen Heft des Kontextes ist eine deutsche Übersetzung seines Textes zu lesen, die aus aktuellem Anlass und mit freundlicher Genehmigung des Verlages Vandenhoeck & Ruprecht auch im systemagazin zu lesen ist (auch wenn im Artikel noch vom DSM-IV die Rede ist, dürfte allen klar sein, dass die Problematik sich mit dem DSM-V noch verschärft hat)."

Die Beiträge in Kontext 2|2013:

Egloff, Götz (2013): Wirklichkeiten und Möglichkeiten – analytisch-systemische Therapie einer 25-jährigen Klientin mit sexueller Funktionsstörung. In: Kontext 44 (2): S. 136–146.
Ritscher, Wolf (2013): Kommentar zu »Wirklichkeiten und Möglichkeiten – analytisch-systemische Therapie einer 25-jährigen Klientin mit sexueller Funktionsstörung« von Götz Egloff.
Klasen, Mathias
(2013): Geschichten über Geschichten: Kreatives Schreiben und narrative Ansätze in der systemischen Onlineberatung.
Gold, Katharina, Dirk Grothues, Hans Gruber & Michael Melter (2013): Systemische Familienmedizin für chronisch kranke Kinder in der Kinderuniklinik Ostbayern: Ein familienund spieltherapeutisches Konzept.
Timimi, Sami (2013): No More Psychiatric Labels. Kampagne zur Abschaffung formaler psychiatrischer Diagnosesysteme wie DSM-IV und ICD-10. In: Kontext 44 (2): S. 185–204.
van Trommel, Max J., Dörte Foertsch & Klaus Lübke (2013): »Wenn ich früher darüber gesprochen hätte, wäre es mir besser gegangen«. Ein Gespräch zwischen Max van Trommel, Dörte Foertsch und Klaus Lübke.
Herwig-Lempp, Johannes (2013): Stich–Wort: Erklärungsprinzip.
Balck, Friedrich (2013): Jenseits von Luhmann. Kommentar zu »Systemische Therapie – eine Annäherung?« (Heft 4/2012).
Günzel, Oliver (2013): In allererster Linie Weiterdenken. Kommentar zu »Systemische Therapie – eine Annäherung?« (Heft 4/2012).

Die Buchbesprechungen:

Nowak, Wolfgang (2013): Rezension – A. von Schlippe u. J. Schweitzer (2012): Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung I. Das Grundlagenwissen. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht).
Thiel, Heinz-Ulrich (2013): Rezension – H. Pühl (Hrsg.) (2012): Mut zur Lösung: Konflikte in Klinik, Praxis und Altenpflege. Ein Leitfaden zur Anwendung von Mediation. Berlin (Ulrich Leutner).
Singe, Georg (2013): Rezension – C. Scherwath & S. Friedrich (2012): Soziale und pädagogische Arbeit bei Traumatisierung. München u. Basel (Reinhardt).
Haun, Markus (2013): Rezension – S. Altmeyer &. A. Hendrischke (2012): Einführung in die systemische Familienmedizin. Heidelberg (Carl–Auer).
Kandziora, Elisabeth (2013): Rezension – J. Hargens (2011): Gut eingestimmt? Zum Umgang mit Stimmungslagen. Dortmund (Modernes Lernen).
Beushausen, Jürgen (2013): Rezension – Carmen Kindl-Beifuß (2012): Einladung ins Wunderland: Systemische Feedback– und Interventionstechniken. Heidelberg (Carl–Auer).
Herwig-Lempp, Johannes (2013): Rezension – S. Stölzel (2012): Unendliche Weiten. Lösungsorientiert denken mit Captain Kirk, Mr. Spock und Dr. McCoy. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht).

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