Gott des Gemetzels

Abstract zum Beitrag von Wetzel/Dievernich

: In Organisationen findet man bekanntlich Semantiken, die stark an familiäre Kommunikation erinnern. Gleichzeitig stößt man in Familien zunehmend auf eine mehrwürdige Checklisten-, Zweck- und Zielkommunikation, die man eigentlich eher aus Organisationen kennt. Offenbar reagieren beide Systeme auf externe Reize, die ein solches gegenseitiges Kopierverhalten nahelegen. Dabei scheint Führung eine Rolle zu spielen, in beiden Kontexten ist sie schwieriger geworden und sucht nach Entlastungsmöglichkeiten. Dieser Text versucht die Hintergründe, die jeweilige Verwendungsweise und die Folgen des Einen im Anderen aufzuspüren und stellt die Kernfrage, was beide Systemtypen in ihremVerhalten eint.Wir wollen die These von Eva Illouz von der gegenläufigen Emotionalisierung des Kapitalismus einerseits und der Verökonomisierung von Intimsystemen andererseits mit einem systemtheoretisch inspirierten Blick auf die Rolle der Organisation aufgreifen und etwas präzisieren. Es soll der Versuch unternommen werden, zunächst die Logik von Familien mit jener von Organisationen zu vergleichen, das heißt ihre Ähnlichkeiten und Gegensätzlichkeiten aufzuspüren, um anschließend die gegenseitige Kopierthese zu prüfen und jenem »Gott« auf die Schliche zu kommen. Dafür wird eine inszenierte Krisensituation zweier Familien zum Anlass genommen, um spielerisch nach Analogien, Antinomien und Paradoxien beider Sozialverhältnisse zu suchen. Als Grundlage dient uns Yasmina Rezas »Gott des Gemetzels« in jener Fassung, die 2009 im Berner Stadttheater zu sehen war.


Wetzel, Ralf & Frank E. P. Dievernich
(2014): Der Gott des Gemetzels. Wie Organisationen und Familien auf modernen Gleichheitsdruck reagieren. In: Kontext 45 (2): 126-125.

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Die weiteren Beiträge im Heft 2|2014:

Munding, Kathrin & Petra Bauer (2014): Familiale Bedeutungskonstruktionen von Behinderung. In: Kontext 45 (2): 155-171.
Engelhardt, Emily M. (2104): Online-Supervision – neue Perspektiven für die Praxis. In: Kontext 45 (2): 172-185.
Schindler, Herta (2014): Wenn die Wellen höher schlagen: Arbeit mit biografischen Aspekten in der Supervision. In: Kontext 45 (2): 186-201.
Foertsch, Dörte (2014): Tagungsbericht: Die 8. EFTA-Tagung in Istanbul: »Opportunities in a Time of Crisis: The Role of the Family«. In: Kontext 45 (2): 202-204.
Haun, Markus (2014): Rezension - Gerhard Dieter Ruf (2013): Einführung in die systemische Psychiatrie. Heidelberg (Carl-Auer). In: Kontext 45 (2): 206-207.
Schäkel, Stefan (2014): Rezension - Allen Frances (2013). Normal. Gegen die Inflation psychiatrischer Diagnosen. Köln (DuMont). In: Kontext 45 (2): 207-209.
Brackrock, Christin (2014): Rezension - Michael Grabbe, Jörn Borke & Cornelia Tsirigotis (Hrsg.) (2013): Autorität, Autonomie und Bindung. Die Ankerfunktion bei elterlicher und professioneller Präsenz. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext 209-210.
Lesker, Anja (2014): Rezension - Günter H. Seidler (2013): Psychotraumatologie. Das Lehrbuch. Stuttgart (W. Kohlhammer). In: Kontext 45 (2): 210-211.
Hennig, Carsten (2014): Rezension - Jörg Heidig, Kim Oliver Kleinert, Thorsten Dralle & Marianne Vogt (2012): Prozesspsychologie. Wie Prozesse, menschliche Faktoren und Wissen im Unternehmensgeschehen zusammenwirken. Bergisch Gladbach (EHP – Verlag Andreas Kohlhage). In: Kontext 45 (2): 211-213.
ten Venne, Mario (2104): Rezension - Ben Furman & Tapani Ahola (2013): Raus aus dem Tief. Übungen für mehr Lebensfreude. Heidelberg (Carl-Auer). In: Kontext 45 (2): 213-214.
Wackenroder, Sabine (2014): Rezension - Peter M. Wehmeier (2013): Erfolg ist, wenn es mir gut geht. Burnout vermeiden durch Selbstmanagement. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht). In: Kontext 45 (2): 214-215.