Psychosoziale Hilfeangebote im Wandel

Marie-Luise Conen kritisiert in ihrem Beitrag "Abschied von einer elternstärkenden Jugendhilfe?" das jüngst verabschiedete Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG). Zwar sei erfreulich, dass die Position von Herkunftseltern durch das Gesetz gestärkt werden solle, gleichzeitig würden aber Eltern nicht mehr als Erziehungspartner verstanden. Im Grundtenor gehe das Gesetz von einer grundsätzlichen Gefährdung von Kindern durch ihre Eltern aus. Eine ausschließliche Fixierung auf Kinderschutz und die Verlagerung von Hilfen in den Sozialraum führe dazu, dass "Multiproblemfamilien" nicht mehr erreicht würden. Coneen schreibt: "Der Mangel an Solidarität gegenüber den Armen und Unterprivilegierten in unsrerer Gesellschaft schlägt sich schon seit einer Reihe von Jahren darin nieder, dass man kein Verständnis mehr für diese hat."

Anke Lingnau-Carduck und Birgit Wolter befassten sich in "König*innendisziplin Hilfeplanung: das unter-schätzte Instrument – ein systemischer (Aus-)Blick" mit der Hilfeplanung. Diese als Gesamtprozess zu gestalten sei eine komplexe Aufgabe und stehe im deutlichen Gegensatz zu der vielerorts praktizierten Reduktion auf geringe Stundenkontingente in der Hilfegewährung und von Hilfeplangesprächen als technokratischem Akt. Eine systemische Perspektive ermöglichte die Realisierung von Hilfeplanung als Potenzialentfaltung in einem transdisziplinären Prozess, orientiert an den Lebenswelten der Familien in kongruenter Kooperation mit den Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe, der Medizin und der Bildungseinrichtungen.

Die Fachbeiträge in Heft 3/2021

Martin Rufer

„Wenn man mich braucht, dann komme ich.“
Zur Relevanz von nahen Beziehungen in der Selbstorganisation psychotherapeutischer Prozesse

 
 
Marie-Luise Conen

Abschied von einer elternstärkenden Jugendhilfe?
Kritische Betrachtungen zur „Reform“ des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes (KJSG)

 
 
Anke Lingnau-Carduck, Birgit Wolter

König*innendisziplin Hilfeplanung: das unter-schätzte Instrument – ein systemischer (Aus-)Blick

 
 
Sarah Seidl

Neue Interventionsmöglichkeiten dank Online-Setting
Die eigenen vier Wände der KlientInnen als Ressourcenraum nutzen

 
 
Robert Baum Dr. Dirk Rohr, Christine Jablonski

Systemisch online lehren – mehr als ein Plan B?


bs