Salvador Minuchin zum 90. Geburtstag

Die DGSF dankt Eia Asen, der Minuchin intensiv persönlich kennengelernt hat, für dessen  Geburtstagsgruß an den Altmeister.

Der ‘Familientanz’ ist einer der vielen Metapher, die Salvador Minuchin in das Vokabular der systemischen Arbeit eingeführt hat. Für den aus Argentinien stammenden Nestor der Familientherapie waren Drama und Tanz immer präsent, obschon Minuchin sich selbst nur selten aufs Tanzparkett wagte und Tangotanzen schon gar nicht seine Sache war - vielleicht auch deshalb weil, wie es so schön heisst, ‘it takes two to dance the tango’. Bei seiner Arbeit ist er eigentlich immer ein Solist gewesen und er ist es immer noch, selbst im hohen Alter: Minuchin macht weiterhin 2-Tage Workshops, die er allein bestreitet, unlängst  z.B. in Skandinavien, Griechenland und den USA. Er ist weiterhin geistig alert und ‘wohlwollend neugierig’,  interessiert sich an den neuen Entwicklungen in der systemischen Welt,  steht aber doch auch so einigen Konzepten und Praktiken weiterhin höchst kritisch gegenüber. So war er schon immer und wenn wir an ihn vor 30 Jahren denken, dann erinnert man sich an seine Auseinandersetzungen mit den ‘Rivalen’ in der systemischen Szene. Damals gab es die Super-Shows der systemischen Stars und ich erinnere mich gut an was mir 1982 wie ein Stierkampf gegen Gianfranco Cecchin und Luigi Boscolo vorkam. Aber in den letzten 10 – 15 Jahren ist Minuchin viel milder geworden, weniger Matador in seinen Auftritten und mehr ein Grandseigneur. Er hat neue moderate ‘Tanzroutinen’ choreographiert, die Therapeuten am Familientanz teilzunehmen; er hat sich auch zunehmend an psychodynamische Konzepte erinnert, die ihn immerhin während seiner Ausbildung  stark geprägt hatten; und über die Jahre hat er sich, Gott sei Dank, immer weiter von den normativen Empfehlungen der strukturellen Familientherapie wegbewegt. So began er einen Workshop in London vor wenigen Jahren mit den Worten: “Strukturelle Therapie ist etwas, das ich nicht mache”.  Dennoch leben viele seiner alten (und neueren) Ideen und Techniken in der Arbeit so mancher systemischer Therapeuten weiter, selbst wenn diese sich dessen gar nicht so bewusst sind. Weiter so, Sal, und auf die nächsten 90 Jahre Deines kreativen und subversiven Einflusses!

Eia Asen, MD, London