DGSF-Jahrestagung in Freiburg: Dialog der Kulturen

Ein schöner sommerlicher Frühherbst empfing die Teilnehmer der 12. DGSF-Jahrestagung vom 3. bis 6. Oktober in der Freiburger Innenstadt. Bereits zum Eröffnungsvortrag von Luc Ciompi (systemisches Urgestein aus der Schweiz) am Mittwochabend waren fast alle Plätze im Audimax der Freiburger Universität besetzt. Ciompis Vortrag „Gefühle machen Geschichte – Zum Stellenwert von kollektiven Emotionen aus systemischer Sicht“ war ein gelungener Start in die Tagung. Mit dem anschließenden Referentenempfang, zu dem auch die Teilnehmer der DGSF-Mitgliederversammlung geladen waren, gelang ein festlicher Einstieg in die Tagung, die vom Freiburger Familientherapeutischen Arbeitskreis (FFAK) zusammen mit dem Universitätsklinikum ausgerichtet wurde.

Ab Donnerstagmorgen wartete dann ein umfangreiches, internationales und vielfältiges Programm auf die rund 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Tagungstage standen unter verschiedenen Überschriften: Der Donnerstag galt dem Thema „Systemische Therapie, Kultur und Globalisierung“. Nach den Grußworten – von Prorektor Prof. Dr. Jürgen Rühe, Gemeinderätin Pia Federer, Landesärztekammerpräsident Dr. Ulrich Clever sowie den Vorsitzenden der systemischen Verbände SG und DGSF – eröffnete Tom Levold den Vortragsreigen: „System und Kultur – Warum sich Systemiker mit Kultur beschäftigen sollten!"

Danach widmeten sich zahlreiche Vorträge und Workshops bis zum Abend dem Tagesthema. Experten aus unterschiedlichen Ländern, etwa aus Russland, Korea, Iran oder China, trugen zum Dialog der Kulturen bei.

Wie in vergangenen Jahren boten Mitglieder des DGSF-Fort- und Weiterbildungsausschusses in den Mittagspausen der Tagung Beratung an für Interessierte an einer DGSF-Zertifizierung oder an Weiterbildung.

Der Freitag stand unter der Überschrift „Interkulturelle Therapie und Beratung“. Der Einführungsvortrag von Ahmet Kimil mit dem Titel: „Wer versteht schon diese Familien? Zur Situation von Migranten/Migrantinnen in unserer Gesellschaft“ bot umfangreiches Zahlenmaterial und daraus resultierende Erklärungsansätze zur Situation von Migranten und Migrantinnen in Deutschland. Anschließend zeigten Eia Asen, Rabia Malik und Derek Taylor vom Malborough Family Service Center in London anschaulich und mit viel Esprit ihre interkulturelle Arbeit in London. Wie schon am Donnerstag hatten am Freitagnachmittag DGSF-Fachgruppen die Gelegenheit, sich vorzustellen und ihre Arbeit in Workshops zu präsentieren.

Beim Tagungsfest in der Uni-Mensa am Freitagabend feierte der FFAK sein 20-jähriges Jubiläum. Ein multikulturell inspiriertes Büfett sowie ein anschließendes Improvisationstheater verbreiteten eine gute Stimmung und Live-Musik sorgte für eine volle Tanzfläche bis spät in die Nacht.

Am Samstagmorgen widmeten sich die Vorträge den verschiedenen „Kulturen in Therapie und Beratung“. So stellte Jürgen Kriz, emeritierter Professor aus Osnabrück, zunächst die Frage: „Was können Systemiker von anderen lernen?“. In den anschließenden Halbplenen wurden verschiedene praktische Arbeitsansätze für Therapie und Beratung vorgestellt. Sehr gut besucht war der trotz Simultanübersetzung kurzweilige und lebendige Vortrag von Albert Pesso, Gründer der Psychomotory Therapy. Zum Abschluss referierte Jochen Schweitzer, DGSF-Vorsitzender und Professor in Heidelberg, über „Systemtherapeutische Beiträge zu einer besseren Psychotherapie“ und stellte das Modell einer systemischen Kurzzeittherapie vor, das die langen Wartezeiten bis zu einer „Richtlinien-Therapie“ überbrücken könnte.

Mit der Verleihung der Maria-Bosch-Preise, des DGSF-Forschungspreises und der Übergabe des DGSF-Banners an die Veranstalter der kommenden DGSF-Jahrestagung in Berlin endete eine ereignisreiche Jahrestagung. (Manuskripte, Folien oder andere Infos  zu zahlreichen Veranstaltungen sind auf der Tagungsseite eingestellt, www.dgsf-tagung2012.de/home/vorträge-und-folien, auf der Tagungsseite sind auch Fotoimpressionen zu sehen.)

(TK, bs)

Ausführlicherer Tagungsbericht von Tanja Kuhnert im Systemagazin.

Mehr Fotos.

DGSF-Stand

Der DGSF-Stand war bei weiten Wegen in der Uni nicht immer leicht zu finden

DGSF-Stand

Ahmet Kimil zur Situation der Migranten

Statistisches

Statistisches: Migrantenkinder bei den unter 6-Jährigen in Frankfurt in der Mehrheit

Albert Pesso

Trotz Simultanübersetzung ein kurzweiliger Vortrag von Albert Pesso

Asen und Mitarbeiter

Eia Asen und Mitarbeiter zeigten auchh schauspielerisches Talent

Asen und Mitarbeiter

Zum Abschluss der Tagung: Verleihung des DGSF-Forschungspreises

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