Marte Meo - „Aus eigener Kraft“

Marte Meo - „Aus eigener Kraft“

Wie wir die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen fördern können

Ein Tagungsbericht von Markus Bach

Maria Aarts begeisterte in Erfurt. Der Fachtag am 25.09.09 wird allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern noch lange im Gedächtnis bleiben. Die bekannte Pädagogin aus den Niederlanden einmal live zu erleben, stieß auf großes Interesse in den neuen Bundesländern. Bis auf den letzten Platz füllte sich der Große Saal der Bildungsstätte St. Martin. Das Praxis Institut Hanau veranstaltete in Kooperation mit der DGSF diesen Fachtag mit dem Titel: „Wie wir die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen fördern können“. 

Der Institutsleiter und 2. Vorsitzende der DGSF, Rainer Schwing, begrüßte die Gäste und stellte ihnen eine „faszinierende Frau“ vor. Da versprach er nicht zu viel: Mitreißend, humorvoll und mit Anekdoten abgerundet, berichtete Maria Aarts über die von ihr entwickelte Marte Meo Methode, ihre Beobachtungen und Analyse von Eltern-Kind-Interaktionen und ihre Erfahrungen von entwicklungsunterstützenden Verhaltensweisen. Ihr gelang ein kurzweiliger und informativer Vortrag, was man den Pausengesprächen entnehmen und in den begeisterten und lebendigen Gesichtern der Teilnehmerinnen und Teilnehmer lesen konnte. Anhand von Lehr-Videos und unzähligen Praxisbeispielen veranschaulichte die Referentin, wie die „gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen“ in alltäglichen Momenten unterstützt werden kann.

Die Ursprünge von Marte Meo sind in der Arbeit mit autistischen Kindern und Jugendlichen zu finden. Ein Schlüsselerlebnis in dieser Zeit war, dass eine Mutter zusah, wie Maria Aarts mit dem autistischen Jungen arbeitete. Die Mutter bedauerte, dass sie selbst nicht in der Lage war, einen so guten Kontakt zu ihrem Sohn herzustellen. Sie habe genug Zeit, Geduld und Liebe, das Einzige was ihr fehlte seien Informationen. Aarts musste feststellen, dass die Informationen, die man Eltern gab, häufig defizitorientiert, abstrakt und fernab der Alltagsrealität der Familien waren. In den nächsten Jahren entwickelte Maria Aarts durch genaue Beobachtung und Analyse der Interaktionen so genannte Checklisten kommunikativer Fähigkeiten von Kindern und Eltern, die noch heute die Basis der Arbeit nach dem Marte Meo - Konzept bilden.

Marte Meo bedeutet „Aus eigener Kraft“. Die Video-Beratung von Familien zielt darauf ab, Eltern zu stärken und zu befähigen, die Entwicklung ihrer Kinder in alltäglichen Momenten zu unterstützen. Aarts beschreibt zwei Gruppen von Eltern, für die Marte Meo sehr hilfreich sein kann: Eltern, die erst wenig elterliche Fähigkeiten entwickeln konnten und Unterstützung bei der Erziehung benötigen und Eltern, die für die Unterstützung ihrer Kinder mit speziellen Bedürfnissen detaillierte Entwicklungsinformationen bedürfen.

In Alltagssituationen findet Entwicklung statt, sagt Aarts und deshalb legt sie großen Wert darauf, Familien in genau diesen Situationen zu begleiten. Ausgebildete Marte Meo Therapeuten analysieren Videoaufnahmen aus familiären Alltagssituationen entlang der Checklisten. So gelingt eine detaillierte und konkrete Beschreibung der entwickelten und noch zu entwickelnden Fähigkeiten des Kindes und seiner Eltern. Den Eltern, bzw. Bezugspersonen wird im so genannten „Review“ anhand ausgewählter Clips genau gezeigt, in welchen Momenten entwicklungsförderliche Interaktionen mit den Kindern stattfinden oder stattfinden könnten. Ziel ist es, Eltern oder Bezugspersonen zu befähigen, die Signale der Kinder wahrzunehmen und angemessen zu reagieren. Aarts beschreibt Folge- und Kontaktmomente, Leitungs- und Strukturmomente und die Gestaltung einer förderlichen Atmosphäre als die wesentlichen Elemente entwicklungsfördernder Dialoge.

Viele unterstützende Aspekte werden bei der Erziehung, Betreuung und Förderung von Kindern und Jugendlichen durch die Eltern oder Bezugspersonen bereits intuitiv umgesetzt. Dieses zu erkennen und anhand der Bilder gezeigt zu bekommen macht Mut für weitere Entwicklungsschritte. Aarts beschreibt und veranschaulicht in den berührenden Videoaufnahmen, wie Selbstvertrauen, Liebe, Zuneigung und Bindung wieder wachsen können.

Marte Meo hat in den letzten 25 Jahren eine beispiellose Verbreitung gefunden. Fachkräfte in ganz unterschiedlichen Arbeitsfeldern von der Jugendhilfe über die Behindertenhilfe bis zur Altenpflege finden die „Methode zur Entwicklungsunterstützung“ extrem hilfreich für ihre Arbeit. Inzwischen hat sich Marte Meo in 37 Ländern etabliert. Maria Aarts hat ihren aktuellen Arbeitsschwerpunkt nach Australien verlegt, wodurch sie in Europa derzeit nur wenige Termine wahrnehmen kann.

Der weltweite Erfolg von Marte Meo hat viel damit zu tun, dass Maria Aarts sehr praxistaugliche und universell anwendbare Kriterien für die Interaktions-Analyse entwickelt hat, die für die Unterstützung positiver Entwicklungs-, Lehr- und Lernprozesse in den unterschiedlichsten Fachgebieten ihre Anwendung finden.

Maria Aarts hat inspiriert! Ihr ist es gelungen, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in eine aktivierende Stimmung für Entwicklung zu bringen. Mit eindrücklichen und haften bleibenden Bildern, konkreten Ideen und detaillierten Informationen für die eigene berufliche Weiterentwicklung konnte die Heimreise angetreten werden.