Grußwort zum Fachtag „Systemic for Future“

Es ist mir eine große Freude, Sie und Euch heute im Namen des DGSF-Vorstandes begrüßen zu dürfen.

Mein großer Dank gilt Thomas Reyer und seinem Vorbereitungsteam, die gemeinsam die Lust und den Mut fanden, uns allen mit diesem Fachtag „Systemic for Future – eine Denkwerkstatt Nachhaltigkeit für Systemiker als Veränderungsprofis“ einen Raum der Vernetzung und des Austausches zu eröffnen.

Zunächst war ich ein wenig erschrocken, als ich diesen Videoclip sah, mehr besorgt um das Wohlergehen des Frosches als mit der dahinterliegenden Botschaft unserer Klugheit befasst. Doch dann fand ich dazu passende mentale Modelle in mir und war gelandet in einer Perspektive auf den Klimawandel und meiner ... unserer Beteiligung.

Der Klimawandel ist ein weltumspannendes Thema. Wir tun gut daran, die Lebenserfahrungen und -weisheiten aller Kulturen zu beachten und zu nutzen. Bei aller Kulturunterschiedlichkeit finden wir meist eine große Schnittmenge in den Themen des Lebens.

Eine alte Weisheit aus Japan lehrt uns bspw.:
Der Frosch im Brunnen ahnt nichts von der Weite des Meeres. Und ein altes deutsches Sprichwort sagt: Der Frosch, der im Brunnen lebt, beurteilt das Ausmaß des Himmels nach dem Brunnenrand.

Hinweise an uns, dass wir Menschen verantwortlich dafür sind, die Lebensräume aller Lebewesen zu erhalten, auch wenn unsere Wahrnehmung  nur einen kleinen Teil erfasst. Hinweise an uns Systemiker, dass die Kontexterweiterung und Lösungsorientierung notwendig ist für die Ausrichtung unseres Fühlens, Denkens und Handelns.

"Sei kein Frosch!" So heißt es umgangssprachlich bei uns, wenn man jemanden ermutigen möchte. Ermutigen, nicht mehr zu warten, sondern etwas zu wagen, einen Anfang zu finden, loszuspringen!

In unserer Gesellschaft taucht der Frosch inzwischen als Symbolfigur für eine intakte Umwelt auf. Biologisch besonders verträgliche Reinigungsmittel werben sogar mit einem Froschbild. Umweltaktivisten haben sich längst den Froschpopulationen zugewandt. Der gefährdete Laubfrosch hat schon dazu geführt, dass ganze Autobahnbauvorhaben umgeleitet wurden oder in Hannover erst letztes Jahr ein Neubaugebiet verhindert wurde. Also seien wir ein kluger Frosch, sehen wir unsere existenzielle Gefährdung und verändern wir Dinge, die unveränderbar erscheinen!

Der Klimawandel ist spürbar geworden, wird uns auch medial beständig präsentiert und uns werden viele Sichtweisen angeboten: Die Empörung der jungen Generation über die Tatenlosigkeit in Politik und Wirtschaft, die wachsenden Fluchtbewegungen in der Welt, das Artensterben, das Schmelzen der Polarkappen, die wachsende Angst der Menschen. Aber auch die Sichtweisen der Menschen, die den kurzfristigen Vorteil zur Kapitalvermehrung in den Blick nehmen ohne Perspektiverweiterung, so bspw. Putin, der sich über die kommende Ersparnis von Heizkosten erfreut oder die streitenden Länder, die durch die Polschmelze leichter erreichbare Rohstoffe erwarten, oder der Handel, der sich an ganzjährig schiffbaren Wegen erfreut.

Nachhaltig leben, die Ressourcen so nutzen, dass die natürliche Regenerationsfähigkeit der Systeme erhalten bleibt, das ist die Herausforderung der Menschen auf der gesamten Welt.

Die DGSF hat diese Herausforderung angenommen. Ich persönlich freue mich sehr über die zunehmende Aktivität in der Mitgliedschaft. Wie wohltuend und ermutigend war es auf der Jahretagung in Hamburg, spontan mit ca. 200 KollegInnen an dem Aktionstag „Globaler Klimastreik“ teilzunehmen, Solidargemeinschaft zu fühlen!

Bei ihrer Mitgliederversammlung im September 2019 hat die DGSF mit großer Mehrheit beschlossen, einen Antrag auf Beitritt zur Klima-Allianz Deutschland zu stellen und damit auch als Verband für wirksamen Klimaschutz einzutreten. Zuletzt folgte eine  Positionierung der DGSF zur aktiven Mitwirkung der Zivilgesellschaft für den Klimaschutz.

Um als Verband für die Nachhaltigkeit noch wirksamer agieren zu können hat der Vorstand der DGSF beschlossen, die bereits laufenden Aktivitäten in einem DGSF-Netzwerk Klimaschutz zu bündeln. Im Rahmen dieses Netzwerks gibt es heute diese Denkwerkstatt der Regionalgruppe Bergisches Land. Am 18. Juni wird die Regionalgruppe Leipzig einen weiteren Fachtag zum Thema „Es geht ums Ganze“ anbieten. Beim DGSF-Jahreskongress in Heidelberg sind ein DGSF-Werkstattgespräch “Es geht ums Ganze“ sowie einen Workshop „Sind den jetzt alle verrückt geworden“ geplant.

Das „Netzwerk Klimaschutz“ dient als Plattform zum Austausch von Informationen, zur Unterstützung von lokalen und regionalen Aktivitäten, zur Vernetzung nach innen und nach außen, sowie als Expert*innen-Kreis für weitere Positionierungen der DGSF und ihrer Mitwirkung in der Klima-Allianz. In dieses Netzwerk können sich alle Mitglieder der DGSF aktiv einbringen.

Als Sprecher*innen des Netzwerks fungieren Anne-Kathrin May (Dresden), Sebastian Funke (Leipzig) und Ulrich Fellmeth (Stuttgart).

Zum Abschluss meines Grußwortes möchte ich noch ein kleines Gedicht vortragen von Horst Rehmann, Schriftsteller und Kinderbuchautor aus der Generation meiner Eltern.

Ein kluger Frosch 

Ein Frosch im großen Gartenteich,
bewacht glupschäugig seinen Laich,
er quakt sehr laut und springt auch viel,
verkündet so sein Lebensziel:
„Mit Klugheit in so manchen Dingen,
wird mir im Leben viel gelingen."

Dann plötzlich wird er aufgeschreckt,
ein Storch hat ihn im Teich entdeckt,
kommt immer näher, Stück für Stück,
drum zieht er sich ins Schilf zurück,
bleibt geduckt am Schilfblatt kleben,
und der Storch, - er pickt daneben.

Schon bald ist die Gefahr gebannt,
der Storch stolziert zum Weideland,
der Frosch schwimmt hin zu seinem Laich,
quakt triumphierend laut im Teich,
und sieht sein Lebensziel bestätigt:
„Klug ist, wer sinnvoll sich betätigt." 

In diesem Sinne freue mich auf diesen Tag, auf das Kennenlernen des Konzeptes Öko-Routine, den Markt der Möglichkeiten, spannende Workshops und wünsche uns allen gute Begegnungen, Impulse und Ideen, Verstörungen im besten Sinne verbunden mit visionärer Kraft für nachhaltiges Leben! 

Lasst uns gemeinsam unermüdlich aufmerksam sein, aufwachen und aufspringen!

Vielen Dank!

Grußwort: Anke Lingnau-Carduck