Archiv des Netzwerkes Macht- und Diskriminierungskritik
Stellungnahme des Sprecher*innen-Teams aufgrund von Anfragen an das Netzwerk bezüglich einer möglichen Diskriminierung ungeimpfter Menschen:
Eine Gleichsetzung des Impfstatus in Zeiten der Pandemie mit rassistischer, sexistischer, antisemitischer, trans* feindlicher, ableistischer und anderer Diskriminierung marginalisierter Gruppen sehen wir als eine Verharmlosung und Relativierung dieser historisch gewachsenen und gesamtgesellschaftlich wirksamen Machtverhältnisse an.
Es gibt in diesen Zeiten viele Menschen, die unsere solidarische Unterstützung brauchen und politische Kritik an den Arbeitsverhältnissen in sozialen und gesundheitsrelevanten Feldern sowie daran, dass viele Menschen immer noch in Zwangskontexten (Unterkünfte, Heime etc.) leben müssen und dort nicht ausreichend geschützt werden, sollte unser aller Fokus sein. Auch können bereits vor der Pandemie bestehende strukturelle Ein- und Ausschlüsse im Gesundheitssystem aktuell existentiellere Konsequenzen für Menschen haben denn je. Viele Menschen haben bereits etliche negative Erfahrungen mit sie nicht repräsentierenden und nicht für sie sensibilisierten Fachkräften gemacht und der Gang in die ärztliche Praxis oder das Impfzentrum ist eine erhebliche psychische Belastung. Menschen bekommen auch im dritten Jahr der Pandemie zu wenig Informationen in ihrer Sprache oder das tägliche Vorzeigen eines Impfnachweises und Ausweises mit dem falschen Namen bei vielen trans* Personen bedeutet ehrheblicher Minoritätenstress. Für all diese Herausforderungen im Kontext von individueller, institutioneller und struktureller Diskriminierung braucht es mehr Engagement, gerne auch im Rahmen des Netzwerks. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes stellt entsprechend fest: "Nur wenn die Impfung wegen einer Behinderung (oder chronischen Krankheit), einer Schwangerschaft oder wegen des Alters (kleine Kinder, für die es noch keinen zugelassenen Impfstoff gibt) nicht möglich ist und sich das nachteilig auswirkt, kann es sich um eine Diskriminierung im Sinne des AGG handeln." (2021). Wir bitten von weiteren E-Mails diesbezüglich an das Netzwerk abzusehen.
Die Stellungnahme des DGSF-Vorstands "Coronapolitik: Nazi-Vergleiche relativieren die Verbrechen der NS-Diktatur!" unterstützen wir.