Gewachsenes Bündnis DGSF – die Vorgeschichte

Entstanden im September 2000 durch die Fusion des „Dachverbandes für Familientherapie und Systemisches Arbeiten“ und der „Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Familientherapie“, reicht die Geschichte der DGSF weit in die 1970er Jahre zurück. Sie ist verbunden mit der Idee, dass individuelles psychisches Geschehen vor dem Hintergrund der Familie leichter verstehbar ist und dass individuelle psychische Probleme durch Veränderungen innerhalb des familiären Bezugsrahmens gemildert oder aufgelöst werden können.

In Deutschland wurde dieser Gedanke von dem Gießener Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter aufgegriffen, der zu Beginn der 1970er Jahre mit mehreren Buchveröffentlichungen (zum Beispiel „Patient Familie“, 1970) das Familiengeschehen fokussierte. Schon bald regte er die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft für Familienforschung und Familientherapie (AGF) an, zu der 1974 mit Helm Stierlin ein weiterer bedeutender Protagonist der deutschen Familientherapie und späteren Systemischen Therapie hinzukam. 1978 erfolgte die Gründung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Familientherapie (DAF), die mit ihren Jahrestagungen und der Zeitschrift „Kontext“ für lange Zeit das schulen- und berufsübergreifende Forum der Familientherapie in Deutschland darstellte. Grundgedanken waren die Selbsthilfe in Fortbildung und Supervision, die enge Kooperation aller psychosozialen Berufe und die Ausweitung des primär psychotherapeutischen Fokus auf das gesamte psychosoziale Arbeitsfeld.

Auf den blühenden Feldern der Familientherapie und der Systemischen Therapie war vieles möglich - für Struktur sorgte der 1987 gegründete Dachverband für Familientherapie und Systemisches Arbeiten (DFS), der stärker die Berufspolitik, die Zertifizierung von Weiterbildungen und die Interessen der Institute vertrat. Innerverbandlich waren die späten 1980er und frühen 1990er Jahre des vergangenen Jahrhunderts durch die Diskussion geprägt, ob die Familientherapie sich als ein Setting versteht, ob die Systemische Therapie als Metatheorie alle Therapieschulen anregen kann oder ob sie in erster Linie eine neue psychotherapeutische Methode darstellt. Die DGSF hat bei ihrer Namensfindung „Deutsche Gesellschaft Systemische Therapie und Familientherapie“ versucht, alle drei Sichtweisen zu integrieren.

Im Jahre 1993 schlossen sich dann elf Systemische Fortbildungsinstitute zur Systemischen Gesellschaft (SG) zusammen mit dem Ziel, die Systemische Therapie zu fördern und primär die Interessen der Institute zu vertreten.

Drei Verbände mit unterschiedlichen Schwerpunkten und zahlreichen, auch personellen Überschneidungen – und immer wieder traf man sich auf den Jahrestagungen der DAF. Dort entstand auch, ausgelöst durch das Psychotherapeutengesetz, der Gedanke, sich zu einer Arbeitsgemeinschaft für Systemische Therapie (AGST) zusammenzuschließen, um gemeinsam eine berufsrechtliche und sozialrechtliche Anerkennung der Systemischen Therapie durchzusetzen..

Während dieser berufspolitischen Zusammenarbeit wurde deutlich, dass die Unterschiede zwischen DFS und DAF sowohl in der Mitgliedsstruktur als auch in der Verbandspolitik so gering geworden waren, dass der Gedanke an eine Fusion nahe lag: Nach nur etwas mehr als zweijährigen Verhandlungen konnte im September 2000 in Berlin die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie (DGSF) mit ca. 1300 Mitgliedern gegründet werden. Die teilweise unterschiedlichen Verbandskulturen konnten in den Folgejahren fruchtbar zu einem lebendigen Ganzen zusammengefügt werden.

aus "Besser mit System" (2004), Imagebroschüre der DGSF, erstellt im Frühjahr 2004 in Vorbereitung auf die EFTA-Tagung 2004 in Berlin

Mehr zur Vorgeschichte: Rückblicke auf DAF und DFS, Begrüßung bei der Fusionstagung im September 2000 in Berlin (Auszug aus dem Kontextheft 32,1)