Vielfältige DGSF-Jahrestagung in Bremen

Bremer Jahrstagung

Vielfalt war Thema der Jahrestagung in Bremen – vielfältig waren die Themen und es kamen in diesem Jahr besonders viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Fast 1300 Menschen sorgten für ein volles Bremer Kongresszentrum. Freie Plätze waren allenfalls auf der Empore des großen Hansesaals zu bekommen als der Chefarzt des Kölner Alexianer-Krankenhauses Manfred Lütz seine kabarettreife „heitere Seelenkunde“ vortrug oder als der finnische Psychiater Ben Furman mit seiner „Blumentopf-Theorie“ kurzweilig, einprägsam und erstmals in deutscher Sprache das “Geheimnis des Erfolgs in der Therapie“ lüftete. Auch als Arist von Schlippe, Professor in Witten/Herdecke, zur Eröffnung der Tagung die Vielfalt systemischer Praxis zwischen dem „Ende der großen Entwürfe“ und „postmoderner Beliebigkeit“ verortete, war schon kaum noch ein Stuhl frei. In Therapie und Beratung seien die Hoffnungen auf einen „großen Entwurf“ auch wirksam bei den Ideen von Standardisierung und Eingrenzung auf „sicher wirksame Methoden“, beschrieb Schlippe. Es sei allerdings auch nicht sinnvoll „‘Systemisch‘ zum ‚Zauberwort‘ für alles und nichts zu machen“. Die entscheidende Frage sei vielmehr: „Wie hält man sich beweglich und zugleich orientiert, um sich nicht in Erstarrung oder Beliebigkeit zu verlieren?“ Antworten von Eröffnungsredner Schlippe: systemische Praxis als Erkenntnistheorie und als – immerhin – „kleiner Entwurf“.

Manfred Lütz

Ben Furman

Manfred Lütz: heitere Seelenkunde;   Ben Furman und der Blumentopf ...

Trotz der großen Teilnehmerzahl schien die Organisation, diesmal von der Trenkle-Kongressorganisation übernommen, recht reibungslos zu funktionieren. Schlangen an der Anmeldung oder beim Essen hielten sich in Grenzen. Der DGSF-Stand, diesmal direkt im Eingangsbereich platziert, schien eine ganz besondere Funktion zu haben: Kiloweise Süßigkeiten gingen am Stand weg und es gab kaum organisatorische Fragen, die nicht (auch) hier gestellt wurden. Und vielleicht fühlte sich der Eine oder Andere bei der großen Teilnehmerzahl doch ein wenig verloren – das größte Lob für die Mitarbeiterinnen am DGSF-Stand: Der Stand sei die „Mutterstation“.

Bremer Jahrstagung

Kein Platz mehr frei beim Eröffnungsvortrag von Arist von Schlippe

Inhaltlich für die Tagung verantwortlich zeichnete das DGSF-Institut Ochs&Orban. Rainer Orban und Matthias Ochs hatten zusammen mit Bernhard Trenkle für zahlreiche Highlights im Programm gesorgt: Neben den Hauptrednern, zu denen auch Gunther Schmidt aus Heidelberg und Reinhard Sieder, Professor an der Uni Wien, gehörten waren rund 100 Referentinnen und Referenten im Programm eingeplant. Neben den dreistündigen Workshops gab es noch zwei hochkarätig besetzte Foren: Am Donnerstag zum Nutzen der Neurobiologie für die systemische Praxis, am Samstag zum Abschluss der Tagung ein Forum zur „Professionalisierung von (systemischem) Coaching“. Auch das Kulturprogramm zeigte Vielfalt und bereicherte die Tagungsinhalte aus künstlerischer Sicht: Das Bremer Theater Blaumeier, bei dem Menschen mit und ohne Behinderung oder psychische Krankheiten gemeinsam auftreten, machte eine Sondervorstellung für die Tagungsteilnehmer, das „Bremen Immigrant Orchestra“ – mit Musikern aus Mexiko, USA, China, Rumänien, Türkei, Ghana, Iran und Chile – trat Donnerstagabend im Kongresszentrum auf. Im Vortragsprogramm hatte Ahmet Kimil – den angekündigten Ramazan Salman vertretend – am Mittag schon dazu passend über die Integration von Migrantenfamilien in Therapie und Beratung referiert: „Doktor lege Deine Hand auf mein Herz …“.

Kimil

Ahmet Kimil: Doktor lege Deine Hand auf mein Herz ...

Während der Tagung boten Mitglieder des DGSF-Fort- und Weiterbildungsausschusses wie im vergangenen Jahr einen Beratungsstand an. DGSF-Mitglieder und weitere Interessenten bekamen Antworten auf Fragen zur systemischen Weiterbildung bei DGSF-Instituten, zu den DGSF-Weiterbildungsrichtlinien und zu allen Fragen der DGSF-Zertifizierung. Im Mittelpunkt des Interesses standen die Frage, wie eine Anerkennung als Lehrende bei der DGSF möglich ist, insbesondere nach Verabschiedung neuer Richtlinien für Lehrende, die künftig verschiedene Anerkennungswege eröffnen.

(Bernhard Schorn; Fotos: Grysa, Richter, DGSF)

Arbeitsblatt

Was hilft? Arbeit in einem Workshop

Arbeitsblatt

Eröffnung durch Arist von Schlippe: Klient und Therapeut verhandeln,
wie die Welt zu sehen ist.

Auch das "Kulturprogramm" hatte seine besondere Bedeutung:
Die Band spielte auf zum Tanz und die Nacht wurde kurz ...

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