DGSF-Jahrestagung in Hamburg

Das Hauptthema der 19. Jahrestagung der DGSF in der Hamburger Universität lautete schließlich „Zwischen Vergangenheit und Zukunft – Systemische Dimensionen der Zeit“. Eine schöne Anregung des Vortrags: die "Let-it-be-Liste"! Der zweite Hauptvortag für die rund 800 Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer kam von Carole Gammer. Ihr Thema: "Mentalisierung und systemische Therapie: Theorie und Interventionsmöglichkeiten".

Am Nachmittag des Donnerstags, des ersten Tagungstags, hatten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen dann die Qual der Wahl: In zwei Zeiteinheiten gab es neben fast 50 Workshops sechs Foren und  zwei Werkstattgespräche. Neben einer "Werkstatt" für Weiterbildungsinstitute auf dem Weg zur staatlichen Anerkennung stand ein Werkstattgespräch "Systemiker*innen for Future" auf dem Programm. Dort regten die DGSF-Mitglieder eine gemeinsame Teilnahme am Aktionstag "Globaler Klimastreik" am Folgetag an. Der Tagungsveranstalter HISW machte das möglich durch zeitliche Umstellungen im Programm. Rund 200 Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer zogen am Folgetag mittags mit kurzfristig gemalten Plakaten zum Hamburger Jungfernstieg und setzten dort ein sichtbares Zeichen – bei der Mitgliederversammlung am Tag vor der Tagungseröffnung hatte die DGSF den Beitritt des Verbandes zur Klima-Allianz beschlossen!

Der erste Tagungstag schloss mit Fachgruppen-Treffen und Workshops, die von den DGSF-Fachgruppen angeboten wurden. Am Freitag standen dann zwei Hauptvorträge auf dem Programm: Volkmar Aderhold, Psychiater aus Greifswald, referierte über „Psychiatrie in der Krise – Der offene Dialog als Antwort?“ Die von Aderhold präsentierten Kennzahlen zur Entwicklung und Wirksamkeit des „Psychiatrischen Versorgungssystems“ zeigten, dass dort etwas "grundsätzlich falsch" läuft, es gebe eine hohe Rate an vermeidbaren Menschenrechtsverletzungen in der Psychiatrie, so Aderhold. Als sinnvolle Alternative präsentierte er die erfolgreiche Arbeit von multiprofessionellen ambulanten Teams in Finnland und appellierte an das Auditorium: "Lassen Sie sich nicht mehr bluffen. Verlieren Sie den falschen Respekt vor dem brüchigen biomedizinischen Paradigma." Titel des anschließenden Vortrags von Ulrike Borst, Psychologin und Vorsitzende der Systemischen Gesellschaft: "Zeit essen Seele auf – Der Faktor Zeit in Beratung und Therapie“. Sie erläuterte ihren Umgang mit Zeit in der Beratung und Therapie an konkreten Fallbeispielen. Am Nachmittag standen dann nochmals zahlreiche Workshops und drei Foren auf dem Programm. Im Forum "Wenn der Wind des Wandels weht … Soziale Arbeit und die Anerkennung der Systemischen Therapie" ging es vor allem um die Frage, welche Bedeutung und welche Folgen die sozialrechtliche Anerkennung der Systemischen Therapie für die Sozialarbeit und für die systemisch arbeitenden Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter hat. Die Gesprächspartner: Marie-Luise Conen, Birgit Kaminski und Mathias Berg, moderiert wurde das Forum von Birgit Averbeck und Johannes Herwig-Lempp.

Am Samstag widmete sich zunächst Claudia Weber, Professorin für Europäische Zeitgeschichte in Frankfurt/Oder der Frage: „Zeitvergessen und Zeitbesessen. Historisches Denken und das Problem mit der Zeit“. Im Abschlussvortrag präsentierte dann Friedemann Schulz von Thun die Entwicklung seines Kommunikationsmodells. Der Vortrag beleuchtete seine Ideen als junger Professor an der Hamburger Uni und die Weiterentwicklung des Modells bis zur Berücksichtigung systemischer Perspektiven. Spontanes Lachen und Applaus zeigten: Der lebendige Vortrag mit zahlreichen handgezeichneten Grafiken präsentiert auf dem Overhead-Projektor begeisterte das Publikum im gut gefüllten Audimax der Hamburger Uni. Eingerahmt wurden die beiden Vorträge des Samstags von der Verleihung des Systemischen Forschungspreises am Morgen und der Verabschiedungszeremonie mit Übergabe des "Staffelstabes" an die künftigen Tagungsveranstalter. Die DGSF-Jahrestagung 2020 wird vom Helm Stierlin Institut vom 10. bis 12. September in Heidelberg ausgerichtet.

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