Familienleben gelingt heute besser denn je

(Leipzig / Köln 29.9.2006) Familienleben gelinge heute besser als früher. Ergebnisse der  Familienforschung und historische Vergleiche entlarvten die These vom Zerfall der Familie als „modernen Mythos“. Prof. Dr. Friedebert Kröger, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie (DGSF), befasste sich in seinem Vortrag auf der Jahrestagung seines Verbandes Ende September in Leipzig mit der „Familien-Bande“.


Der „öffentlichen Krisendiskussion“ über die Familie stehe eine „breite Zufriedenheit gegenüber“, betonte Kröger. Die Scheidungszahlen taugten kaum als Anzeichen für einen Zerfall der Familie. Die Hälfte der Scheidungen beträfen kinderlose Paare. Nur rund 14 Prozent der Kinder von Ehepaaren seien vor Erreichen der Volljährigkeit von der Scheidung der Eltern betroffen. Heute lebten mehr Kinder länger in Gemeinschaft mit ihren leiblichen Bezugspersonen als noch vor 100 Jahren.

Die Zahl der Alleinlebenden steige nicht etwa an, weil viele Menschen das langjährige Single-Leben attraktiv fänden, sondern weil sie später heirateten als ihre Eltern und weil es mehr alte Menschen gebe, deren Partner verstorben seien. Kröger, Chefarzt einer psychosomatischen Klinik in Schwäbisch Hall, bezog sich bei seinen Ausführungen unter anderem auf den Familienbericht 2005 der Bundesregierung.

„Wir können also – historisch betrachtet – von einem langfristigen Trend zur Familie sprechen und nicht von ihrem Zerfall“, so Kröger. Familien und Paare hätten heute bessere Chancen auf ein gelingendes Zusammenleben über viele Jahre als früher. Kröger: „Die Familie ist nicht in einer Krise, sondern in einem beständigen Wandel“.

Es gelte, sich von einigen Mythen über das Zusammenleben und über die Familie zu verabschieden, „die mehr mit der Überidealisierung von Partnerschaft und Familie, als mit der Realität zu tun haben“. Diese Überidealisierung und die „ängstliche Überbewertung linearer Statistiken“ – etwa in der Diskussion um die Bevölkerungsentwicklung – führten zu einer „kulturpessimistisch gefärbten Diskussion“ über familiäre Leitbilder. Krögers Appell: „Gerade als Familientherapeuten sollten wir uns weniger von den Zahlen des Misslingen – die traditionell natürlich mehr Aufmerksamkeit ereichen – faszinieren lassen, sondern die weitaus höherer Zahl des Gelingens der familiären Lebensform ins Auge fassen und als Ressource begreifen.“

Zur 6. wissenschaftlichen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie trafen sich mehr als 500 Berater und Therapeuten im Universitätsklinikum Leipzig. Der Kongress vom 27. bis 30. September stand unter dem Motto „Sieben Tage die Woche – alltäglich aufregende Systeme“ und wird veranstaltet vom „Fam-Thera Institut für Familientherapie und Beratung“.

Informationen über die Tagung im Internet unter: http://www.fam-thera.de/jahrestagung_dgsf_2006.html

 
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