Fachtag: Niemand ist alleine krank - Optionen einer systemischen Medizin

Zum Fachtag am 13. Juni kamen rund 60 Fachleute aus Medizin, Psychologie, Pflege und Sozialdienst in die Röher Parkklinik nach Eschweiler. Am 13. Juni 2009 hat die Fachgruppe Systemische Konzepte im Gesundheitswesen (SiG) unter Federführung von Susanne Altmeyer und Friedebert Kröger ihren ersten Fachtag mit dem Titel „Niemand ist alleine krank – Optionen einer Systemischen Medizin“ veranstaltet. Der erste Teil des Titels ist dem Vorwort des gemeinsamen Buchs der Fachgruppenleiter, „Theorie und Praxis der Systemischen Familienmedizin“ von 2003 entnommen und weist hin auf die große Bedeutung der systemischen Sichtweise im Kontext von Krankheit.

Als Kooperationspartner und Veranstalter hatte sich die DGSF-Mitgliedsklinik Röher Parkklinik für Psychotherapeutische Medizin in Eschweiler zur Verfügung gestellt und bot mit ihren ansprechenden Seminar- und Therapieräumen in einem modernen Therapiehaus und einer großen Jugendstilvilla mit umgebendem Park einen genussvollen Kontext. Schon am Vorabend trafen sich Veranstalter und Referenten zu einem gemeinsamen Theaterbesuch im Theater Aachen („Liebe und Geld“ von Dennis Kelly) und anschließendem Spargelessen.

Friedebert Kröger war aus Heidelberg angereist, Eia Asen aus London, passend zum Tagungsthema leider mit einer Krankheit: er hatte sich einen Bandscheibenvorfall zugezogen und war nur unter Zuhilfenahme eines Stockes und Schmerzmitteln gehfähig. Bei strahlendstem Juniwetter startete die Veranstaltung am nächsten Tag um 9 Uhr im Seminarraum der Klinik mit der Begrüßung durch Klinikleiter Wolfgang Hagemann und Oberärztin Susanne Altmeyer, die gleichzeitig die Grüße der DGSF überbrachte. Gekommen waren neben 10 Mitgliedern des Klinikteams ca. 50 Gäste: Mediziner, Psychologen und in der Pflege und im Sozialdienst Tätige.

Friedebert Kröger hielt als Einstimmung auf das Thema Familie den ersten Vortrag über den Mythos des Zerfalls der Familie, der im Anschluss in 3 moderierten Kleingruppen zum Teil recht kontrovers diskutiert wurde. Im zweiten Vortrag demonstrierte Eia Asen am Beispiel von Familien, in denen ein Mitglied an einer Essstörung erkrankt war, wie sinnvoll und heilsam die Einbeziehung der Familie in die Behandlung sein kann. Seine Multifamiliengruppen sind in Deutschland schon legendär, dennoch war es wieder eindrucksvoll, die Bilder aus London und Dresden zu sehen. Nach seinem fast 90minütigem Vortrag beantworteten beide Referenten Fragen aus dem Plenum. Mit dem Fazit, dass die Demontage unheilvoller Familienbilder und –mythen sowohl im gesellschaftlichen als auch im ganz konkreten Kontext von Familiengruppen gesundheitsfördernd ist, gingen dann um 13 Uhr alle ganz zufrieden in die Pause.

Bei musikalischer Untermalung durch die schönen Klänge des Trio Igra (Geige, Gitarre, Harmonika, Gesang und mehr) verwöhnte der Koch der Klinik seine Gäste mit einem leckeren Barbecue im Park, wo dann bis 14.30 Uhr auch die Sonne und viele anregende Gespräche genossen werden konnten.

Einige Teilnehmer verabschiedeten sich nach dem Mittagessen, die verbleibenden 40 verteilten sich auf drei Workshops: Wolfgang Hagemann demonstrierte die Nutzung der lösungsorientierten integrativen Systemaufstellung bei Familien mit einem kranken Mitglied, die Psychologin und Systemische Therapeutin Katja Illigens stellte unter dem interessanten Titel „Meine Essstörung ist meine beste Freundin“ das systemische Konzept ihrer stationären Jugendhilfeeinrichtung, eine Wohngruppe für essgestörte Mädchen in Kooperation mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie vor, und die Sozialarbeiterin und Systemische Therapeutin Petra Leister gab Einblicke in Systemisches Arbeiten mit Familien in der Palliativ- und Hospizarbeit.

Nach kurzer Kaffeepause ging es um 17 Uhr weiter mit dem Treffen der Fachgruppe, parallel dazu wurde ein musikalischer Abschluss gestaltet: einer der Musiktherapeuten der Klinik, der afrikanische Musiker Janvier Honfo trommelte mit den letzten 15 Teilnehmern auf 15 Trommeln im Park das Erfahrene und Erlebte des Tages noch einmal gehörig durcheinander, bis dann alle zufrieden und müde in den schönen Sommerabend nach Hause fuhren.

Susanne Altmeyer, 14. Juni 2009