Systemische Kinder- und Jugendhilfe im Dialog VI

"Haltungen – systemische Annäherungen an einen vielschichtigen Begriff"

Bereits zum 6. Male lud die Fachgruppe Systemische Kinder- und Jugendhilfe der DGSF (Arbeitsgruppe NRW) in der Reihe „Systemische Kinder- und Jugendhilfe im Dialog“ zu einer Vortragsveranstaltung mit Diskussion und Begegnung ein. Ca. 50 Zuhörende ließen sich von Regen, Kälte und Straßenglätte nicht von einem Besuch in der Rohrmeisterei in Schwerte abhalten und wurden für ihre Mühe durch einen von Anke Lingnau-Carduck eindrucksvoll gehaltenen Vortrag reichlich entschädigt. Die Veranstalter hatten an diesem Abend die beiden Sprecher der Fachgruppe „Systemische Kinder- und Jugendhilfe“ in der DGSF eingeladen, weil sie bereits während des DGSF-Mitgliedertages im April dieses Jahres in Köln-Riehl einen dialogischen Vortrag zum Thema „Systemische Haltungen“ gestaltet hatten, der große Beachtung gefunden hatte. Leider erkrankte Rainer Orban und fiel daher für die Veranstaltung in Schwerte kurzfristig aus. Anke Lingnau-Carduck gelang es aber, dieses Manko wettzumachen und aus den konstruktivistischen und systemtheoretischen Grundlagen des systemischen Ansatzes Haltungen abzuleiten, die für das Alltagsgeschehen in Erziehung, Beratung und Therapie handlungsleitend sind: Allparteilichkeit, Neutralität, Ressourcen- und Lösungsorientierung, Anerkennung der Autonomie von Familien etc.

Es war ein bunter Strauß an Haltungen, die da zusammen kamen und die unser Leben und unsere Arbeit bestimmen. Erhellend war auch der Hinweis, dass wir in unserem Leben ständig Haltungen einnehmen und „Haltung“ daher einen immerwährenden Prozess des „sich je neu entscheiden müssen“ darstelle. Hier schloss sich der Kreis wieder zum systemischen Imperativ des Physikers Heinrich von Foerster.

Neben dem mit viel Applaus des Auditoriums bedachten Vortrages von Anke Lingnau-Carduck gab es die Möglichkeit der Begegnung und des Austausches über Fragen zum Thema, von der reichlich Gebrauch gemacht wurde.

Zum Schluss las Cornelia Möllers im Rahmen einer kurzen Phantasiereise noch einen berührenden Text zu „Haltungen“ vor, der eine besinnliche Stimmung in die große Halle der Rohrmeisterei zauberte und die Anwesenden bewegt in den Feierabend entließ. Der Saal leerte sich nur langsam: in Gruppen standen die Besucher/-innen zusammen, sprachen über das Gehörte und machten sich nur zögerlich auf den Heimweg. Der Abend hatte vielen die Vielschichtigkeit des Begriffs und die theoretischen Grundlagen systemischer Haltungen deutlich gemacht.

Autor: Klaus-Peter Langner