Netzwerk Macht- und Diskriminierungskritik

Das Netzwerk Macht- und Diskriminierungskritik der DGSF stellt sich und seine Aktivitäten vor. Am 1. Juli 2024 veranstalten wir den Fachtag "Lehre in systemischen Weiterbildungsgängen diskriminierungssensibel und machtkritisch gestalten" am Systemischen Institut in Kassel.

Aktuelle Aktivitäten und Termine

2. März 2024: Die AG Queer-Space trifft sich in Bremen – bei Interesse meldet euch bitte bei Freyja Pe* von Rüden (freyja.pe.von.rueden@trans-recht.de)

Am 1. Juli 2024 laden wir ein zum Fachtag für Lehrende und Lehrende in Ausbildung "Lehre in systemischen Weiterbildungsgängen diskriminierungssensibel und machtkritisch gestalten" am Systemischen Institut in Kassel.

Hintergrund zum Fachtag für Lehrende

Diskriminierung ist gesellschaftliche Realität und wirkt auf allen Ebenen, deshalb ist eine Auseinandersetzung damit auch in der systemischen Arbeit und in der systemischen Ausbildung notwendig.


Wir sind eine kleine Gruppe von Lehrenden innerhalb des DGSF-Netzwerks Macht- und Diskriminierungskritik und tauschen uns regelmäßig über unsere Kenntnisse, Ideen und Erfahrungen aus, wie wir unsere Tätigkeit als systemische Lehrende machtkritischer und diversitätssensibler gestalten können.


Unser gemeinsames Anliegen ist es, eine macht- und diskriminierungskritische Perspektive als Querschnittsthema in der Lehre zu verankern, sowie konkrete Ideen zu entwickeln, um systemische Methoden um eine macht- und diskriminierungskritische Perspektive zu erweitern. Dabei sind wir in einem stetigen Prozess des Ver-lernens sozialisierter Normen und Praktiken – jede:r einzeln:e, im kollegialen Austausch und mit unseren Teilnehmenden. 

Mit diesem Fachtag wollen wir diesen Austausch und die damit zusammenhängenden Fragen und Veränderungen stärker in die DGSF hineintragen und mit weiteren interessierten Lehrenden und angehenden Lehrenden ins Gespräch kommen. Die Teilnahme erfordert die Bereitschaft der (angehenden) Lehrpersonen, eigene Privilegien und ihre Auswirkungen auf ihre Lehre zu reflektieren und ein Interesse daran, alternative Ansätze und Lehr-Lernkonzepte zu entwickeln.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!

Alle Infos zum Programm und zur Anmeldung gibt es hier.

Anmeldung unter Angabe der Rechnungsadresse an: info@raumfrei-kassel.de.
Fragen oder Themenideen: netzwerk-macht-kritisch@dgsf.org.

Vorstellung des Netzwerkes

Das Netzwerk Macht- und Diskriminierungskritik soll interessierten Systemiker*innen einen Ort bieten, an dem sie sich in den kritischen Austausch zu gesellschaftlichen Machtverhältnissen, der eigenen Eingebundenheit darin und zu den entsprechenden Auswirkungen auf die eigene Beratungshaltung und -praxis begeben können. Dabei geht es uns um eine Veränderungsperspektive für die systemische Haltung, Praxis und Theorie sowie ihre Arbeits-, Ausbildungs- und Vernetzungsstrukturen.
Wir wollen ...

  • einen Ort für systemische Fachkräfte schaffen, die eigene Diskriminierungs- und Marginalisierungserfahrungen machen z.B. als queere und/oder rassifizierte Personen.
  • Wir bemühen uns, mit einer sensiblen Haltung einen diskriminierungsarmen Raum ohne sexistische, rassistische, homo- oder transfeindliche, ableistische und andere Diskriminierungsformen zu gestalten.
  • Zuschreibungen und Andersmachung (Othering) in systemischen Ausbildungen sichtbar machen und marginalisierte Lebensrealitäten und Identitäten sichtbarer und präsenter machen.
  • einen Raum für Austausch und Vernetzung bieten mit dem Ziel, sich miteinander zu verbinden, zu verbünden, Empowermenträume zu schaffen und aus der Vereinzelung in der systemischen Welt herauszutreten.
  • Macht- und Diskriminierungsverhältnisse als Querschnittsthema betrachten, das für alle relevant ist.
  • systemische Ansätze mit macht- und diskriminierungskritischen Perspektiven verknüpfen.

Dazu laden wir alle interessierten Personen und Fachgruppen herzlich ein, die mit uns diese Visionen und sensible Haltung teilen wollen!
Vernetzen, Mitmachen, Gestalten

Das Netzwerk soll eine Plattform für eure Bedarfe und Interessen sein.
Meldet euch auch unabhängig der bestehenden Kleingruppen gerne bei uns Sprecher*innen:

  • Wenn ihr eine Veranstaltung im Rahmen des Netzwerkes organisieren möchtet
  • Wenn ihr eine weitere eine kollegiale Intervisionsgruppe im safer space aufbauen wollt
  • Wenn ihr Aufrufe, Infos etc. für unseren Newsletter habt
  • Wenn ihr Austausch und ggfls. Beratung zu diskriminierenden Erfahrungen in der Ausbildung sucht

Arbeitsgruppen innerhalb des Netzwerkes

Das Netzwerk bietet Raum für verschiedene Arbeitsgruppen, aktuell treffen sich folgende AGs regelmäßig:

  • Queer Knoten tritt sich aktuell zwei Mal jährlich in Präsenz (derzeit in Münster) und zwei Mal jährlich online
  • Gruppe für Lehrende trifft sich regelmäßig online
  • Machtkritisch systemisch arbeiten Die Treffen finden alle 2 Monate online statt
  • Neu gebildet hat sich die Gruppe Kritisches Weißsein, die derzeit aus zwei Personen besteht, die sich über Zuwachs freuen.
  • Außerdem sind die Gruppen Kritische Männlichkeit sowie ein Space jüdische Menschen und Menschen mit jüdischer Familiengeschichte zur Zeit in Planung.

Wenn ihr Interesse haben solltet, an einer der Gruppen teilzunehmen, meldet euch gerne bei uns und wir leiten eure Anfrage an die zuständige Person weiter.

Kontakt zum Netzwerk

Bei Fragen und Interesse an einer Teilnahme im Netzwerk (die übrigens nicht an eine DGSF-Mitgliedschaft gebunden ist) wendet euch gern an folgende Ansprechpersonen:
Freyja Pe* von Rüden
Martina Masurek

Kontakt und Bestellung des Newsletters :netzwerk-macht-kritisch|at|dgsf.org

Mehr Informationen zu unserem Gründungsprozess und unserem Selbstverständnis findest du in unserem Gründungstext.

Frühere Aktivitäten

Online-Vortrag vom 14. September 2023: Rassismuskritik in der systemischen Therapie und Beratung

Am Abend des 14. Septembers lud das Netzwerk Macht- und Diskrimierungskritik zum Online-Workshop „Rassismuskritik in der systemischen Therapie und Beratung: Was hat das mit mir zu tun?“ ein. Dabei wurde als Ergänzung zur Jahrestagung der DGSF der Fokus auf die Wirkweisen von strukturellem Rassismus und die Eingebundenheit systemischer Berater*innen und Therapeut*innen gelegt. Als Referentin konnte die systemische Familientherapeutin Kati Eloho Nowothnig gewonnen werden, die sich darauf spezialisiert hat, mit Menschen zu arbeiten, welche von Rassismus deprivilegiert werden.

Nach einer herzlichen Begrüßung durch das Netzwerk Macht- und Diskriminierungskritik gab die Referentin einen kurzen Input, in dem deutlich wurde, dass Rassismus ein gesamtgesellschaftliches Problem ist und somit auch die systemische Therapie und Beratung betrifft. BI_PoC (Black, Indigenous and People of Color) erfahren in diesen Settings Unverständnis, Bagatellisierung von Diskriminierung und Retraumatisierung. So wurde deutlich, dass eine intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Positionierung sowie Kenntnisse über die Wirkweisen von strukturellem Rassismus unerlässlich sind, wenn wir als Systemiker*innen einen sicheren Ort für alle Menschen schaffen wollen. Anhand von Beispielen erläuterte Frau Nowothnig, wie die Umsetzung einer rassismuskritischen Haltung in der systemischen Praxis gelingen kann. Danach stand Zeit für Fragen zur Verfügung und es wurden mehrere Unterräume eröffnet, in denen sich die Teilnehmenden in Kleingruppen mit Beispielsituationen aus Beratungs- und Therapiesituationen auseinandersetzen konnten. Dabei wurde auf einen (rassismus-)sensiblen Umgang miteinander geachtet, ein Safer Space für BI_PoCs und ein Raum, für DGS-nutzende Teilnehmende, angeboten. Mit einem Fazit und Appell zum rassismussensiblen Arbeiten in Beratung und Therapie von der Referentin im gemeinsamen Plenum fand der Online-Abend seinen Abschluss.

Mit 94 Anmeldungen – überwiegend von Menschen, die sich in systemischen Ausbildungsgruppen befinden – stellte die Veranstaltung ein deutliches Signal für die Etablierung einer machtkritischen Perspektive in den systemischen Diskurs dar. Herzlichen Dank für diesen wichtigen Workshop an Frau Nowothnig sowie die zahlreiche, offene und interessierte Teilnahme!

Stellungnahme zum Transsexuellengesetz im Mai 2023

Stellungnahme der DGSF zum Transsexuellengesetz - Transsexuellengesetz (TSG) durch ein Selbstbestimmungsgesetz ersetzen (SGBB)

Stellungnahme des Sprecher*innen-Teams aufgrund von Anfragen an das Netzwerk bezüglich einer möglichen Diskriminierung ungeimpfter Menschen

Eine Gleichsetzung des Impfstatus in Zeiten der Pandemie mit rassistischer, sexistischer, antisemitischer, trans* feindlicher, ableistischer und anderer Diskriminierung marginalisierter Gruppen sehen wir als eine Verharmlosung und Relativierung dieser historisch gewachsenen und gesamtgesellschaftlich wirksamen Machtverhältnisse an.
Es gibt in diesen Zeiten viele Menschen, die unsere solidarische Unterstützung brauchen und politische Kritik an den Arbeitsverhältnissen in sozialen und gesundheitsrelevanten Feldern sowie daran, dass viele Menschen immer noch in Zwangskontexten (Unterkünfte, Heime etc.) leben müssen und dort nicht ausreichend geschützt werden, sollte unser aller Fokus sein. Auch können bereits vor der Pandemie bestehende strukturelle Ein- und Ausschlüsse im Gesundheitssystem aktuell existentiellere Konsequenzen für Menschen haben denn je. Viele Menschen haben bereits etliche negative Erfahrungen mit sie nicht repräsentierenden und nicht für sie sensibilisierten Fachkräften gemacht und der Gang in die ärztliche Praxis oder das Impfzentrum ist eine erhebliche psychische Belastung. Menschen bekommen auch im dritten Jahr der Pandemie zu wenig Informationen in ihrer Sprache oder das tägliche Vorzeigen eines Impfnachweises und Ausweises mit dem falschen Namen bei vielen trans* Personen bedeutet ehrheblicher Minoritätenstress. Für all diese Herausforderungen im Kontext von individueller, institutioneller und struktureller Diskriminierung braucht es mehr Engagement, gerne auch im Rahmen des Netzwerks. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes stellt entsprechend fest: "Nur wenn die Impfung wegen einer Behinderung (oder chronischen Krankheit), einer Schwangerschaft oder wegen des Alters (kleine Kinder, für die es noch keinen zugelassenen Impfstoff gibt) nicht möglich ist und sich das nachteilig auswirkt, kann es sich um eine Diskriminierung im Sinne des AGG handeln." (2021). Wir bitten von weiteren E-Mails diesbezüglich an das Netzwerk abzusehen.

Die Stellungnahme des DGSF-Vorstands "Coronapolitik: Nazi-Vergleiche relativieren die Verbrechen der NS-Diktatur!" unterstützen wir.